Jugendarbeit hat heute deutlich an Anerkennung gewonnen – und das trotz aller Widrigkeiten und Krisen, wie beispielsweise den immer noch spürbaren Auswirkungen der Finanzkrise und den politischen Veränderungen, die auch für den Bereich der Jugendarbeit bedrohlich wirken (vgl. Wicke u.a. 2021), aber insbesondere auch der aktuellen Coronakrise und dem Krieg in der Ukraine.
Jugendarbeit ist – aus der Perspektive der Autorinnen – ohnehin unverzichtbar und nun auch ein fester Bestandteil der europäischen Jugendpolitik geworden. Das ist für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in dieser politischen und geografischen Region zu Hause sind, eine tolle Botschaft. Aber auch für alle engagierten Fachkräfte und Ehrenamtlichen, die sich seit vielen Jahren für und in der Jugendarbeit engagieren.
Jugendarbeit, das bedeutet: persönliche Entwicklung, freiwilliges Lernen, eigenes Engagement – wichtige biografische Erfahrungen machen in nicht-schulischen Räumen. Jugendarbeit bedeutet aber auch, eigene, selbstgewählte Zugänge zu neuen Welten, Unterstützung und Begleitung finden in der sensiblen Phase der Jugend. Jugendarbeit kann für junge Menschen eine Art zweite Heimat werden.
Dies wird auch auf europäischer Ebene so verstanden. Hierbei findet der Begriff „Youth Work“ Verwendung. Der Europarat formuliert im Einklang mit der Europäischen Kommission sinngemäß, Youth Work sei ein Schlüsselbegriff für alle Arten von Aktivitäten mit, für und von jungen Menschen mit sozialem, kulturellem, bildendem und politischem Charakter, die freiwilligen Charakter haben. Das Hauptziel der Youth Work sei es, Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, ihre eigene Zukunft zu gestalten. (Vgl. Europarat 2020a)
Menschen, die selbst in diesem Feld aktiv waren, Teilnehmer*innen von Jugendfreizeiten und des internationalen Jugendaustausches, Besucher*innen von Jugendtreffs, Jugendliche in kirchlichen Jugendgruppen, Fachkräfte der Jugendarbeit können das bestätigen. Die Aktiven und die engagierten jungen Menschen haben ein Bild davon, wie sich Jugendarbeit für sie anfühlt, was für Möglichkeiten darin enthalten sind und wie vielfältig die Ausprägungen und Chancen der Jugendarbeit sein können.
Youth Work ist aber noch mehr. Youth Work zeigt sich heute in einer klaren, wertebasierten Ausprägung. Sie baut auf geteilten Werten wie Inklusion, Toleranz, Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit auf, wie spätestens seit der dritten Youth Work Convention 2020 deutlich wurde (vgl. European Youth Work Convention 2020).
Doch der Rahmen wird noch größer gespannt. Der demokratische, rechtsstaatlich verfasste Raum bildet den Rahmen für Youth Work. Das Handeln des Staates basiert auf demokratischen Verfassungen und die Schutzrechte der Bürger*innen gegenüber dem Staat sind in Menschen-, Grund- und Kinderrechten deutlich formuliert. Demokratische Staaten leben jedoch von aktiven und mündigen Bürger*innen. Nur so gelingt es ihnen, sich zu erhalten und im generationellen Wandel die aufwachsende Generation demokratisch zu sozialisieren. Auch hierin liegt die Aufgabe der Youth Work, wie Wicke, Siebel und Hirsch betonen:
„Sowohl der Europarat als auch die EU erkennen an, dass Youth Work einer der wichtigsten Mechanismen ist, um die politische und demokratische Sozialisation junger Menschen zu fördern, sie zu bestärken und zu befähigen, als zivilgesellschaftliche Akteure Politik und Gesellschaft mitzugestalten.“ (Wicke u.a. 2021, S. 14)